Donnerstag, 20. August 2015

Nichts ist mehr wie davor ! Und das ist gut so :)

Liebe Chrissie,

Dein Besuchsbericht hört sich ja wirklich toll an! Da habt ihr sehr viel erlebt und eine wunderschöne Zeit gehabt. So ist das mit guten Freunden! Sie versüßen einem das Leben und egal wie lange man sich nicht gesehen hat - dieses unsichtbare Band lässt alles sofort wieder vertraut wirken! So muss es sein.

Seit unsere kleine Maus auf der Welt ist, haben wir nicht mehr gaaanz so viel Zeit für unsere Freunde, ich hoffe aber, dass es sich doch im Rahmen hält und wir eine gesunde Balance finden zwischen dem Familienleben und Treffen mit Freunden. Es ist uns beiden sehr wichtig, dass wir Freundschaften nicht vernachlässigen; da warst Du, liebe Chrissie, schon immer ein Vorbild für mich! Du hast es geschafft, unsere Freundschaft jahrelang aufrecht zu halten und hast Dir immer, trotz zweier Kinder, die Zeit für regelmässige Treffen genommen. Natürlich benötigen wir dazu auch die Unterstützung unserer Männer - aber dazu später!
Du hast es auch geschafft, dass Kinder beispielsweise nicht Top Topic waren, im Gegenteil!
Ist Dir das nicht sehr schwer gefallen?
Heute, aus der Sicht einer Mutter, bewundere ich Dich, wie Du dieses Thema so selten angeschnitten hast. Ich merke nun selbst wie gerne ich über unsere Maus rede und wie oft das Thema dann doch immer wieder dahin "rutscht", obwohl ich mir Mühe gebe, es nicht zum Hauptthema werden zu lassen, gerade bei Freunden die (noch) keine Kinder haben.
Andererseits bekommen wir von allen immer das Gefühl, dass gerne über Kinder, Familienleben etc. gesprochen wird - vermutlich weil alle in dem Alter sind, in dem das nun mal ein großes Thema ist Vielleicht sehe nur ich das so, weil ich in den vergangenen 5 Jahren immer nur andere Dinge im
Kopf hatte :)
Das Fortgehen zum Beispiel.
Ich war seeeeeeeehr gerne mit Freundinnen aus und unser Wochenende begann immer schon Donnerstags. Da ging es ab in den ältesten Club Stuttgarts, die berühmt berüchtigte Boa. Aber auch am WE war ich sehr viel unterwegs, hier im Kino, da im Theater,  im Restaurant essen, Wochenendtrips und Wellness-Weekends bis hin zu großen Urlauben wie New York.

Ich habe mir in der Schwangerschaft immer vorgestellt, wie easy das Weggehen mit Kind werden kann. Milch abpumpen und man hat wieder alle Freiheiten. Denkste!

Erst mal will unsere Maus die abgepumpte Milch nur widerwillig trinken, kommt ja nicht direkt von Mama und sie ist ja nicht doof! Das bringt schon mal ganz schön viel Ärger.
Als ich das allererste mal was trinken gegangen bin - mit dem Auto 5 Minuten von unserer Wohnung entfernt - rief mein Mann mich nach 1,5 Stunden an. Es fiel mir ohnehin schwer mich auf das Gespräch mit meiner Freundin zu konzentrieren, da ich natürlich auf Kohlen saß und mich fragte wie es den zwei Liebsten zu Hause wohl geht. Hast Du das bemerkt, liebe Biggi? Die Maus hatte Hunger und tat das auch lautstark kund. Schwups - 5 Minuten später war ich zu Hause.
Beim zweiten mal Ausgehen in eben der selben Location war es schon etwas besser, ich konnte den Gesprächen folgen und war sichtlich entspannter. Auch hier war nach 2 Stunden Ende Gelände, Mausis Hunger und Durst bestimmt also die Zeitspanne in der ich fort sein kann.
Tagsüber weggehen gestaltet sich offensichtlich weit schwieriger als gedacht. Demnach habe ich es mal mit nachts fortgehen probiert. Dass das besser klappt hätte ich nie gedacht und hatte eigentlich eher das abends weggehen für das erste Jahr abgeschrieben, als das tagsüber oder spätnachmittags was trinken gehen. Nun ja, jetzt weiß ich es besser und kann nur sagen: der einzige Zeitpunkt, von dem an ich mehr als 2 Stunden "Freiheit" habe ist ab dem Moment, in dem die Maus abends schläft. Ich habe ihre Schlafgewohnheiten sehr lange beobachtet, bevor ich es das erste mal gewagt habe auszugehen. In der Regel habe ich mindestens 3 Stunden, maximal 6 Stunden zur Verfügung. Bisher war ich aber jedes Mal nach 3 Stunden wieder zu Hause - sicher ist sicher.

Die Maus schlief also beim ersten Versuch gegen 22 Uhr ein. Ich hatte diesen ersten Abend natürlich bereits detailliert geplant. Geschminkt war ich schon, meine Ausgehklamotten auch schon parat gelegt und nachdem die Maus schlief schnell übergeworfen. Mindestens 20 Minuten gilt es immer zu warten, in dieser Phase wacht sie oft nochmal auf und will noch einmal gestillt werden. Als es dann soweit war habe ich mich schnell verabschiedet und bin in FlipFlops in die Garage geflitzt - die Pumps wurden erst vor Ort angezogen. Es galt dann einen Parkplatz in einem Parkhaus ganz in der Nähe der Location zu finden, wo ich mich mit Biggi getroffen habe um möglichst kurze Wege zu haben, sollte der Anruf kommen, dass ich schnell heim muss.
Biggi ist sehr wohl bewusst, dass es sein kann sie fährt umsonst nach Stuttgart, nämlich dann, wenn dieser Anruf schlimmstenfalls noch auf dem Weg nach Stuttgart kommt oder womöglich wenn wir gerade mal 10 min vor Ort sind. Ihr ist das aber egal, bzw. sie nimmt das in Kauf und gibt mir immer das Gefühl, dass das völlig in Ordnung ist. Denn das Schlimmste an so einem Abend ist das schlechte Gewissen : meinem Mann gegenüber, weil ich ihn mit der Maus alleine lasse, der Kleinen gegenüber, weil ich womöglich nicht da bin wenn sie aufwacht und natürlich auch Biggi gegenüber, falls wir doch umdrehen müssen. Es ist also weit nicht so einfach wie ich mir das immer vorgestellt habe - wie so vieles ! Doch es wird immer besser. Von mal zu mal. Und trotzdem ist es nicht das was es mal war - mein Leben hat sich verändert. Da ist ein kleines Menschlein, das mich braucht und ich möchte immer für sie da sein. Andererseits möchte ich mich, die Heidi, die ich mal war und natürlich auch immer noch ein Stück weit bin, nicht komplett verlieren. Denn ja, ich gehe gerne fort, ja, ich bin gerne unter Leuten, ich tanze gerne und zwar am liebsten auf allen Hochzeiten! Ich will alles: Meine Familie glücklich machen, aber letztlich auch mich, ganz individuell und losgelöst vom Thema Familie. Wie war das noch : "Happy wife, happy life" ??!! Oder : "If mommy is not happy, nobody is happy"! Und das ist so wahr !
Momentan bin ich unfassbar glücklich wie sich alles entwickelt hat. Ich hatte bereits wieder ganz tolle Abende mit meiner Liebsten und mein lieber Mann unterstützt mich diesbezüglich wahnsinnig. Er gibt mir ein sehr gutes Gefühl, lobt oft, wie super ich das alles meistere und unterstützt mich in allem was ich tue. Ich kann mir keinen besseren Ehemann und Vater für unsere kleine Maus vorstellen und bin unglaublich dankbar! Ich hoffe, dass ich ihm ganz genauso den Rücken freihalte für alles was ihm wichtig ist und worin er Bestärkung braucht!
Denn das ist denke ich das A und O : Anerkennung für das was jeder auf seine Weise in die Beziehung einbringt. Es ist nicht immer einfach mit dieser neuen Rollenverteilung, vor der ich ein wenig Angst hatte, habe ich doch ein so aufregendes und abwechslungsreiches Leben geführt.
Ich bin plötzlich Mutter und "Hausfrau" - wer hätte aber gedacht, dass mir diese Rolle so gut gefällt? Zumindest kann ich mir sehr gut vorstellen, dieselbige alleine noch einige Zeit zu übernehmen bis es irgendwann wieder zurück geht in den Job - zumindest teilweise. Denn ein bisschen alte Heidi brauche ich weiterhin; die Mommy-Heidi ist zwar wunderbar und erfüllt mich mit Liebe und Stolz, aber ein bisschen alte Heidi kommt doch immer wieder durch - und das ist verdammt gut so :)


Deine Heidi


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