Mittwoch, 26. August 2015

STREET FOOD FESTIVAL 2015



Yeah, endlich mal wieder was los in der City, ein neues Event hat Böblingen heimgesucht!
Hier kommt mein Erfahrungsbericht von diesem Wochenende:

Das Street Food Festival 21.08.15 - 23.08.2015 lag diesmal auf dem Flugfeld, einem neuen Areal, welches in Böblingen sehr gut zu Fuß, mit der Bahn (direkt 2 Minuten von der S-Bahnstation) und auch mit dem Auto zu erreichen ist (ausreichende Parkmöglichkeiten vorhanden).

Meine Freundin Martina hatte vorher den Fresspass gewonnen und konnte daher nach Herzenslust schlemmen und natürlich kamen auch wir (unsere Männer haben uns begleitet) alle in den Genuss der tollen Speisen und Getränke, aber ganz von vorne:

Bereits im Vorfeld wurde über den Eintrittspreis von 3 Euro heftig diskutiert. Hier scheiden sich die Geister: natürlich gibt es zahlreiche Gegner, die es einfach nicht verstehen, warum man für ein Event, bei dem man sowieso noch Geld liegen lässt, auch noch Eintritt bezahlen muss. Gut, kann man nachvollziehen, MUSS man aber nicht. Ganz ehrlich, die Erklärung der SFF Betreiber leuchtet ein, schließlich fallen diverse Kosten durch zahlreiche Ausgaben an und (für mich ein sehr wichtiger Grund, welcher so nicht direkt ausgesprochen wurde) man vermeidet Besucher, die vielleicht auf so einem Festival nur „abhängen“ wollen, Ihre eigenen Getränke mitbringen und die sowieso nicht gerade vielen Sitzplätze besetzen und unter Umständen auch noch schlechte Stimmung machen.

So, nun zu dem eigentlichen Event:
Samstagabend war einfach herrliches Wetter, die Stimmung bei den Besuchern und bei den einzelnen Ständen war entspannt und das Essen einfach BOMBE!
Wie schon erwähnt, konnten wir sehr viele Köstlichkeiten probieren und es hat einfach alles geschmeckt. Natürlich ist mal das ein oder andere dabei, das man von Haus einfach nicht mag und die Zutatenkombination einen nicht so anspricht, aber alles in allem waren wirklich alle Dinge, die wir probieren konnten einfach richtig lecker.
Angefangen von frischen Burgern (hier kann ich erwähnen: j.kinski mit dem knusprigen Vollkornbrot und tollem Belag, Pulled Pork Burger oder der Phillyburger mit leckerem Fleisch, da hat sich auch das lange Anstehen gelohnt, sowie der Thuna Burger, der allein schon optisch ein Augenschmaus ist sowie den Crabroll von sanfish mit Chillifäden) über die Berliner Pierogi, die einfach mal was anderes sind und in den Rote Beete-Meerrettich-Dip könnte ich mich reinlegen, den gekochten Bananen (die waren jetzt geschmacklich nicht so meins, aber den anderen haben die absolut gut geschmeckt), den Maultaschen mal anders serviert (Spieß), bis hin zu den Süßigkeiten (die Palette reicht da von schwedischen bis orientalischen Köstlichkeiten). Bei einer Essens-Veranstaltung darf natürlich auch eine extra Kostprobe von exotischen Dingen nicht fehlen: wir haben Heuschrecken probiert. Gut, es war eigentlich nur die Tatsache, dass es Heuschrecken waren exotisch, alles andere war völlig normal, ich empfand die eher wie Stück kross gebratenen Speck...

Und dann das absoluten Highlight: das EIS!!! Hier muss ich die Claus Eismanufaktur einfach hervorheben, so ein absolut leckeres Eis habe ich noch nie gegessen, insbesondere aber die Kreationen: Basil-Smash (Zitrone-Basilikum) und Erdbeer-Minze, davon habe ich mir 2 x einen Nachschlag geholt, ich glaube das sagt schon alles, oder?!

Bei dem Essen kam das Trinken leider ein wenig zu kurz, aber auch hier haben wir ein Cidre probiert, genau wie die Fritz Cola, gibt es dies nicht immer und überall, daher einfach mal ausprobieren. Außerdem hat mich der frisch gemachte Eistee beeindruckt: der Tee wird frisch zubereitet und dann mit Wasser und Eiswürfeln serviert, sehr lecker und wenn man sieht, dass dieser gerade zubereitet wurde, schmeckt es einfach noch besser und wird zu Hause sicher nochmal nachgemacht.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis habe ich immer als fair empfunden, für 5 bis 7 Euro gab es immer ordentliche Portionen, so dass man nach spätestens 3 „Probiererle“ völlig satt geworden sein muss.

Die Qualität aller von mir probierten Gerichte war einfach genial, es hat immer sehr frisch und lecker geschmeckt, die Portionen wurden direkt vor einem und immer mit sehr viel Freude zubereitet, das ab und an kurze Warte hat man dadurch sehr gerne in Kauf genommen.
Stimmungstechnisch hatte ich mehr Leute erwartet, war aber angenehm überrascht, dass man fast immer einen Sitzplatz gefunden hat und dazu die tollen Klänge von PipeDrumz  genießen konnte.

Fazit: wer sich einfach mal kulinarisch von freundlichen Verkäufern verwöhnen lassen und auch mal etwas Außergewöhnliches probieren möchte und dem dabei 3 € nicht zu viel sind, war und ist auch zukünftig bei einem Streetfood Festival genau richtig. 

Ein Manko: ab jetzt muss um einiges mehr gesportelt werden, aber wir freuen uns schon auf das kommende Jahr!
 
Christine


Hier eine kleine Bildzusammenfassung, wer noch mehr Bilder sehen will: http://marshisfotos.jimdo.com/blog/2015/august/





Donnerstag, 20. August 2015

Nichts ist mehr wie davor ! Und das ist gut so :)

Liebe Chrissie,

Dein Besuchsbericht hört sich ja wirklich toll an! Da habt ihr sehr viel erlebt und eine wunderschöne Zeit gehabt. So ist das mit guten Freunden! Sie versüßen einem das Leben und egal wie lange man sich nicht gesehen hat - dieses unsichtbare Band lässt alles sofort wieder vertraut wirken! So muss es sein.

Seit unsere kleine Maus auf der Welt ist, haben wir nicht mehr gaaanz so viel Zeit für unsere Freunde, ich hoffe aber, dass es sich doch im Rahmen hält und wir eine gesunde Balance finden zwischen dem Familienleben und Treffen mit Freunden. Es ist uns beiden sehr wichtig, dass wir Freundschaften nicht vernachlässigen; da warst Du, liebe Chrissie, schon immer ein Vorbild für mich! Du hast es geschafft, unsere Freundschaft jahrelang aufrecht zu halten und hast Dir immer, trotz zweier Kinder, die Zeit für regelmässige Treffen genommen. Natürlich benötigen wir dazu auch die Unterstützung unserer Männer - aber dazu später!
Du hast es auch geschafft, dass Kinder beispielsweise nicht Top Topic waren, im Gegenteil!
Ist Dir das nicht sehr schwer gefallen?
Heute, aus der Sicht einer Mutter, bewundere ich Dich, wie Du dieses Thema so selten angeschnitten hast. Ich merke nun selbst wie gerne ich über unsere Maus rede und wie oft das Thema dann doch immer wieder dahin "rutscht", obwohl ich mir Mühe gebe, es nicht zum Hauptthema werden zu lassen, gerade bei Freunden die (noch) keine Kinder haben.
Andererseits bekommen wir von allen immer das Gefühl, dass gerne über Kinder, Familienleben etc. gesprochen wird - vermutlich weil alle in dem Alter sind, in dem das nun mal ein großes Thema ist Vielleicht sehe nur ich das so, weil ich in den vergangenen 5 Jahren immer nur andere Dinge im
Kopf hatte :)
Das Fortgehen zum Beispiel.
Ich war seeeeeeeehr gerne mit Freundinnen aus und unser Wochenende begann immer schon Donnerstags. Da ging es ab in den ältesten Club Stuttgarts, die berühmt berüchtigte Boa. Aber auch am WE war ich sehr viel unterwegs, hier im Kino, da im Theater,  im Restaurant essen, Wochenendtrips und Wellness-Weekends bis hin zu großen Urlauben wie New York.

Ich habe mir in der Schwangerschaft immer vorgestellt, wie easy das Weggehen mit Kind werden kann. Milch abpumpen und man hat wieder alle Freiheiten. Denkste!

Erst mal will unsere Maus die abgepumpte Milch nur widerwillig trinken, kommt ja nicht direkt von Mama und sie ist ja nicht doof! Das bringt schon mal ganz schön viel Ärger.
Als ich das allererste mal was trinken gegangen bin - mit dem Auto 5 Minuten von unserer Wohnung entfernt - rief mein Mann mich nach 1,5 Stunden an. Es fiel mir ohnehin schwer mich auf das Gespräch mit meiner Freundin zu konzentrieren, da ich natürlich auf Kohlen saß und mich fragte wie es den zwei Liebsten zu Hause wohl geht. Hast Du das bemerkt, liebe Biggi? Die Maus hatte Hunger und tat das auch lautstark kund. Schwups - 5 Minuten später war ich zu Hause.
Beim zweiten mal Ausgehen in eben der selben Location war es schon etwas besser, ich konnte den Gesprächen folgen und war sichtlich entspannter. Auch hier war nach 2 Stunden Ende Gelände, Mausis Hunger und Durst bestimmt also die Zeitspanne in der ich fort sein kann.
Tagsüber weggehen gestaltet sich offensichtlich weit schwieriger als gedacht. Demnach habe ich es mal mit nachts fortgehen probiert. Dass das besser klappt hätte ich nie gedacht und hatte eigentlich eher das abends weggehen für das erste Jahr abgeschrieben, als das tagsüber oder spätnachmittags was trinken gehen. Nun ja, jetzt weiß ich es besser und kann nur sagen: der einzige Zeitpunkt, von dem an ich mehr als 2 Stunden "Freiheit" habe ist ab dem Moment, in dem die Maus abends schläft. Ich habe ihre Schlafgewohnheiten sehr lange beobachtet, bevor ich es das erste mal gewagt habe auszugehen. In der Regel habe ich mindestens 3 Stunden, maximal 6 Stunden zur Verfügung. Bisher war ich aber jedes Mal nach 3 Stunden wieder zu Hause - sicher ist sicher.

Die Maus schlief also beim ersten Versuch gegen 22 Uhr ein. Ich hatte diesen ersten Abend natürlich bereits detailliert geplant. Geschminkt war ich schon, meine Ausgehklamotten auch schon parat gelegt und nachdem die Maus schlief schnell übergeworfen. Mindestens 20 Minuten gilt es immer zu warten, in dieser Phase wacht sie oft nochmal auf und will noch einmal gestillt werden. Als es dann soweit war habe ich mich schnell verabschiedet und bin in FlipFlops in die Garage geflitzt - die Pumps wurden erst vor Ort angezogen. Es galt dann einen Parkplatz in einem Parkhaus ganz in der Nähe der Location zu finden, wo ich mich mit Biggi getroffen habe um möglichst kurze Wege zu haben, sollte der Anruf kommen, dass ich schnell heim muss.
Biggi ist sehr wohl bewusst, dass es sein kann sie fährt umsonst nach Stuttgart, nämlich dann, wenn dieser Anruf schlimmstenfalls noch auf dem Weg nach Stuttgart kommt oder womöglich wenn wir gerade mal 10 min vor Ort sind. Ihr ist das aber egal, bzw. sie nimmt das in Kauf und gibt mir immer das Gefühl, dass das völlig in Ordnung ist. Denn das Schlimmste an so einem Abend ist das schlechte Gewissen : meinem Mann gegenüber, weil ich ihn mit der Maus alleine lasse, der Kleinen gegenüber, weil ich womöglich nicht da bin wenn sie aufwacht und natürlich auch Biggi gegenüber, falls wir doch umdrehen müssen. Es ist also weit nicht so einfach wie ich mir das immer vorgestellt habe - wie so vieles ! Doch es wird immer besser. Von mal zu mal. Und trotzdem ist es nicht das was es mal war - mein Leben hat sich verändert. Da ist ein kleines Menschlein, das mich braucht und ich möchte immer für sie da sein. Andererseits möchte ich mich, die Heidi, die ich mal war und natürlich auch immer noch ein Stück weit bin, nicht komplett verlieren. Denn ja, ich gehe gerne fort, ja, ich bin gerne unter Leuten, ich tanze gerne und zwar am liebsten auf allen Hochzeiten! Ich will alles: Meine Familie glücklich machen, aber letztlich auch mich, ganz individuell und losgelöst vom Thema Familie. Wie war das noch : "Happy wife, happy life" ??!! Oder : "If mommy is not happy, nobody is happy"! Und das ist so wahr !
Momentan bin ich unfassbar glücklich wie sich alles entwickelt hat. Ich hatte bereits wieder ganz tolle Abende mit meiner Liebsten und mein lieber Mann unterstützt mich diesbezüglich wahnsinnig. Er gibt mir ein sehr gutes Gefühl, lobt oft, wie super ich das alles meistere und unterstützt mich in allem was ich tue. Ich kann mir keinen besseren Ehemann und Vater für unsere kleine Maus vorstellen und bin unglaublich dankbar! Ich hoffe, dass ich ihm ganz genauso den Rücken freihalte für alles was ihm wichtig ist und worin er Bestärkung braucht!
Denn das ist denke ich das A und O : Anerkennung für das was jeder auf seine Weise in die Beziehung einbringt. Es ist nicht immer einfach mit dieser neuen Rollenverteilung, vor der ich ein wenig Angst hatte, habe ich doch ein so aufregendes und abwechslungsreiches Leben geführt.
Ich bin plötzlich Mutter und "Hausfrau" - wer hätte aber gedacht, dass mir diese Rolle so gut gefällt? Zumindest kann ich mir sehr gut vorstellen, dieselbige alleine noch einige Zeit zu übernehmen bis es irgendwann wieder zurück geht in den Job - zumindest teilweise. Denn ein bisschen alte Heidi brauche ich weiterhin; die Mommy-Heidi ist zwar wunderbar und erfüllt mich mit Liebe und Stolz, aber ein bisschen alte Heidi kommt doch immer wieder durch - und das ist verdammt gut so :)


Deine Heidi


Dienstag, 4. August 2015

Schön, wenn man Menschen um sich hat...



Oha, da muss ich doch gleich mal schreiben!

Nach dem Durchlesen hatte ich Tränen in den Augen, ich weiß noch, wie Du kurz nach Timo’s Geburt bei mir zum Frühstück warst und überwiegend liegen musstest. Als Du dann nicht mal Timo auf den Arm nehmen konntest, wusste ich, wie schlimm es sein muss, denn ich kenn Dich ja schon sehr lange und weiß auch unserer gemeinsamen Basketball-Zeit, dass Du kein wehleidiger oder schmerzempfindlicher Mensch bist, im Gegenteil: eher mal auf die Zähne beißen kannst!
Rückblickend ist doch noch alles gut gegangen und viele kleine Puzzlesteine haben zur Genesung beigetragen. Abgesehene von den Ärzten, Behandlungen und deiner positiven Einstellung finde ich auch die Unterstützung aus dem Umfeld einfach so wichtig, es gibt nichts Schöneres als zu wissen, da sind Menschen, die mich auffangen und mir den Rücken freihalten (im wahrsten Sinne des Wortes)!
Freunde, ja auch ein wahnsinnig großes und ausschweifendes Thema, wie ich finde. Deshalb habe ich überlegt dazu mal ein paar Zeilen zu formulieren.
Wie gesegnet wir sind, ist mir auch wieder nach unserem Besuch in Zürich klar geworden. Menschen, mit denen man über alles sprechen kann und in deren Gegenwart man sich locker fühlt, machen uns doch auch zu einem großen Teil aus, oder?

Wir durften unsere Freunde in der Schweiz über das Nationalfeiertag-Wochenende besuchen, es war wieder ein schönes Wochenende und mein Mann hat es auf den Punkt gebracht: wenn es jemand in der kurzen Zeit schafft, dass man sich entspannt und so fühlt, als wäre man im Urlaub gewesen, dann gibt es nichts Besseres.

Bei den Pateneltern von meiner Tochter ist es immer so, als wären wir dort zu Hause, die Zeit verfliegt wie im Flug und die Gespräche sind immer klasse. Die Kinder haben wunderbar mitgemacht und die Pateneltern haben sich völlig ins Zeug gelegt, sich spitzenmäßige Ausflüge überlegt (Kinderpark mit Gondel, Bob und Rutschen, dazu ein Rahmenprogramm für Kinder sowie das Grillen an einer öffentlichen Grillstelle am See, Fahrt mit dem Jeep (danke auch, unser Sohn redet von nichts anderem mehr und will natürlich jetzt auch so ein „cooles Auto“)), viel mit den Kinds gespielt und sie sogar ins Bett gebracht – wir als Eltern waren quasi arbeitslos.
Wir haben uns absolut willkommen gefühlt und freuen uns schon auf das nächste Treffen, Danke Manu und Matze (in einem Wort gesprochen)!



Am Sonntag haben wir uns dann mit weiteren Freunden aus der Schweiz getroffen, die bereits Eltern sind und uns nicht nur deshalb schon eine langjährige Freundschaft verbindet.
Der Besuch im Badi (Freibad in Zürich) war spitze, das Wetter hat perfekt gepasst, die Kinder haben schon nach paar Minuten zusammen gespielt und die Mädels-Gespräche waren tiptop (ich glaube bei den Männern auch, aber aus meiner Sicht kann ich nur unsere Gequatsche beurteilen).
Im Anschluss waren wir noch zu Hause zum Essen eingeladen, es gab leckeres Essen und selbst die Kleinste (4 Monate altes Baby) hat fleißig am Tisch mitgemacht!
Diese Schweizer- Freunde kommen schon bald zurück nach Deutschland und so sehr ich mich darüber freue, sie endlich in der Nähe zu haben und viel mehr austauschen zu können, ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt: diese spannenden Besuche werden nicht mehr in Zürich stattfinden, gell Sandra?

Jetzt treffe ich mich gleich mit Martina, meiner AA+ Freundin und freue mich schon, was sie neues zu berichten hat, denn seit wir nicht mehr Tisch an Tisch arbeiten, ist der Austausch natürlich ein anderer, aber selbst wenn man sich nicht mehr so oft sieht und auch die Lebenswege sich verändern, wenn man will, kann man über alles hinweg die Freundschaft halten, selbst über Entfernung (nicht nur geographische), in diesem Sinne liebe Heidi, du ebenfalls AA+ Freundin, freue mich auf den Kurs heute Abend,
Christine


Sonntag, 2. August 2015

Ein Bandscheibenvorfall - meine Geschichte !

Liebe Chrissie,
oh ja, so ein Tag im Spa kann wirklich Erholungswunder bewirken. Allerdings war mein Stress ja mehr "im Kopf" - daher hätte mich die Ruhe nur noch mehr zum Nachdenken gebracht und gerade jetzt hat Ablenkung gut getan.

Gerade in meinem letzten Post verspreche ich Dir einen Bericht über meine Rückengeschichte, da stellt sich heraus, dass meine Mama einen schweren BSV hat :( . Was für eine Ironie des Schicksals!!
Meine Geschichte beginnt allerdings bereits 2004, als ich auf Grund meiner Kreuzband-OP lange zu Hause war. In dieser Zeit konnte ich mein operiertes Bein nicht anwinkeln. Also bin ich, als mir einmal etwas auf den Boden gefallen ist, mit dem gesunden Bein in die Hocke gegangen um etwas aufzuheben und beim Hochdrücken ist es mir leicht in den Rücken gefahren. Ich bilde mir ein, dass in diesem Moment die Bandscheibe geplatzt ist.

Kurze Erklärung für alle die nicht genau Bescheid wissen: Die Bandscheiben befinden sich zwischen allen Wirbeln der Wirbelsäule sozusagen als Puffer, damit nicht Knochen auf Knochen reibt. Sie bestehen aus einem Faserring, der innen mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt ist. Platzt dieser Faserring auf Grund von zu viel Druck von einer Seite auf der anderen Seite auf, tritt schnell oder schleichend Flüssigkeit aus und drückt oft auf den naheliegenden Nerv.
Ich will nicht behaupten, dass das erst in diesem Augenblick passiert ist. Der jahrelange Sport und meine vererbten Gene (Papa und Opa hatten schon einen BSV und nun auch meine Mama) haben mir sicher nicht den besten Rücken mit auf den Weg gegeben. Aber wenn man jung und fit ist, macht man sich darüber leider zu wenig Gedanken. Gut möglich, dass sich alles über eine Vorwölbung ganz langsam zu einem Vorfall entwickelt hat (Vorwölbung = Protrusion, so nennt man die Vorstufe zu einem Vorfall = Prolaps).

2004 bin ich jedoch mit einem blauen Auge davon gekommen. Ich hatte Schmerzen, die sich über mehrere Wochen nach oben geschaukelt hatten, ein Ziehen von der Pobacke ins Knie, konnte nicht lange stehen, war aber trotzdem noch lange nicht so gehandicapt wie 2011 - hierzu weiter unten mehr.  Durch viel Sport und Kräftigungsübungen hatte ich alles schnell wieder im Griff und habe sogar wieder angefangen Basketball zu spielen. 2005 habe ich das dann wieder auf Grund meines zweiten Kreuzbandrisses, den ich übrigens nie hab operieren lassen, das Basketball spielen komplett an den Nagel gehängt. Ein neuer, schonender Sport musste her und ich fing Anfang 2006 an mit Fitness und Krafttraining. Im Sommer bereits hatte sich das Training bemerkbar gemacht und ich war sehr zufrieden mit meinen Fortschritten : Mein Knie konnte ich ohne Schmerzen belasten und meinem Rücken ging es wunderbar ! Schon einmal habe ich also das Krafttraining einer OP vorgezogen.

2011 ging ich die Sache dann leider auf Grund meiner positiven Erfahrung falsch an.
Ich habe sämtliche Warnsignale, die mein Körper mir gegeben hatte, ignoriert bzw. habe nicht sofort die Notbremse gezogen. Wer hätte auch ahnen können, dass alles so schlimm wird. Ich bin da leider auch unverbesserlich und sicher hätte kein Mensch auf der Welt mich dazu bringen können, besser auf mich aufzupassen. Alles Zureden meiner Familie doch etwas kürzer zu treten hatte nichts gebracht (kommt mir grad irgendwie bekannt vor, Mama :).
Bereits im August habe ich bei einem Städtetrip nach Mailand mit meiner lieben Biggi vor lauter Shoppen meine Rückenschmerzen beiseite geschoben. Ich hatte Abends ziemliche Schmerzen, wollte aber trotzdem Abends nochmal nach Mailand rein, anstatt wie von Biggi vorgeschlagen einfach im Hotel zu bleiben. Nach diesem Kurzurlaub ging es mir wieder besser und ich nahm noch so einiges mit in den nächsten Tagen : Weindorf in Stuttgart, Party hier, Party da. Am 29.8 hatte ich dann einen Arzttermin bei meinem Orthopäden. Der schaute sich meinen Rücken an, machte eine Röntgenaufnahme und sah, dass meine Wirbel sehr nah aufeinander sitzen - sprich ein Indiz für einen weiteren Verschleiss und BSV. Ich bekam eine Überweisung zur MRT.

Da der Termin aber erst am 21.9 war ging es für mich weiter "business as usual" - viele Unternehmungen, Partys, Festle und wenig Schonen! Als Highlight stand noch ein Kurzurlaub auf Mallorca mit dem Liebsten auf dem Plan (16.9). In diesem Urlaub habe ich gemerkt, dass definitiv etwas anders ist an diesem BSV (Ich machte mir kaum Hoffnung, dass es keiner sein könnte), denn ich konnte nur wenige Minuten gehen bis Schmerzen einsetzten. Ich weiß noch, dass mein Mann mich damals immer gestützt hatte beim Laufen, wir mieteten uns Räder um meinen Rücken zu entlasten, aber wirklich genießen konnte ich den Urlaub vor Schmerzen nicht. Zurück in DE hatte ich direkt am 21.9 den MRT-Termin: Schwerer BSV L4/L5 und L3/L4 !!! Kein Schock mehr für mich, nur die Gewissheit was Phase ist.
Ich dachte immer noch ich bekomme das wieder mit Sport hin - hatte ja beim letzten Mal super geklappt. Am nächsten Tag habe ich mir dann in meinem Fitness-Studio einen Trainingsplan aufstellen lassen, der rückenschonend ist und die Wirbelsäule komplett entlastet. Das wird schon alles wieder ! Daher dachte ich auch noch gar nicht daran, mein Leben etwas zu entschleunigen : Runde Geburtstage, Canstatter Wasen (in HighHeels wohl gemerkt!), Treffen mit Freunden, Wochenendausflüge und und und....dazwischen habe ich die verschriebene Krankengymnastik und Massagen reingeschoben. Leider habe ich das Sportprogramm nicht so durchgezogen, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. Ich habe die Situation maßlos unterschätzt.

Mitte Oktober wurden die Schmerzen dann immer schlimmer. Vom bekannten Ziehen aus der Pobacke ins Kniegelenk kamen nun auch Schmerzen im Fuss dazu. Keine Besserung der Schmerzen mehr im Sitzen möglich. Da ich mich zudem jeden Tag zur Arbeit gequält hatte und nun mehr alles auch noch eine psychische Belastung wurde, da ich nicht mehr schmerzfrei schlafen konnte, musste ich mir am 20.10 eingestehen, dass ich nicht mehr kann. Ich bin heulend im Geschäft gesessen und wurde natürlich sofort heim geschickt. Im Nachhinein hätte ich mich schon viel eher krank schreiben lassen sollen, mein Arzt wollte das ja auch immer, aber ich habe mich zu lange gewehrt und gedacht, ich bekomme das alles irgendwie hin. Ein Riesenfehler im Nachhinein; ich hätte mir so vieles ersparen können, denn nun ging der Alptraum erst richtig los. Am nächsten Tag konnte ich gleich bei einer Osteopathin eingeschoben werden. Bittere Erkenntnis : Nicht einmal sie hatte sich zugetraut mich weiter zu behandeln. Ich ging weiterhin zur Krankengymnastik und zur Massage, was mir zwar gut tat, aber leider null Besserung brachte.

Ich habe zu der Zeit sehr viel recherchiert und mich belesen, Erfahrungsberichte geschmökert, die mich an den Rand der Verzweiflung gebracht haben, da sie fast durchweg negativ waren. Von Menschen, die arbeitsunfähig wurden, massive langfristige Schäden davon getragen haben, von missglückten OPs und psychischen Wracks! Am 25.10 ging ich zu einem Arzt, den mir mein Orthopäde empfohlen hatte, Dr. Mose in Tübingen. Er war sozusagen mein Retter, derjenige, der mir immer Mut gemacht hat das ganze ohne OP durchzustehen und das obwohl er Neurochirurg ist und guten Grund hätte, mir zu einer OP zu raten, schließlich verdient er damit seine Brötchen. Ich bekam neue Tabletten verschrieben, unter anderem Cortison. Nun nahm ich die folgenden Tabletten über den Tag verteilt : Ibu600, Novaminsulfon, magenschonende Tabletten, abends Neurexan, eine halbe Tetrazepam (Muskelentspann.Tablette) und nachts Valoron (höchste Schmerzstufe, die ein Orthopäde verschreiben darf).

Diese Tage waren die Hölle auf Erden. Ich konnte nichts mehr essen und nachts vor Schmerzen nicht schlafen. Tagsüber habe ich auch immer nur wenige Minuten geschlafen und jeder der schon einmal lange am Stück wenig Schlaf hatte weiß, dass das eine der schlimmsten Foltermethoden ist. Ich war am Abgrund, körperlich wie auch psychisch. Ängste nie wieder arbeiten zu können, nie wieder am Leben teilhaben zu können, vom Partner verlassen zu werden haben meinen Alltag begleitet und mich zu den körperlichen Qualen zusätzlich in den Abgrund gerissen. Meine Familie hat sich unglaublich Sorgen um mich gemacht, meine Mama hat sehr sehr oft bei mir übernachtet und alle haben sich rührend um mich gekümmert. Auch mein Mann hatte mir damals bewiesen, dass er immer zur Stelle ist wenn ich ihn brauche (damals noch Fernbeziehung) und trotzdem ist man leider in seinem eigenen Film gefangen und muss sich irgendwie Mut machen. Jeder Morgen war für mich eine pure Erlösung, denn nach jeder einzelnen dieser furchtbaren Nächte ging die Sonne wieder auf und ein neuer Tag, eine neue Chance tat sich auf. Morgens ging es mir zudem schmerztechnisch immer am besten und bin mutig und motiviert in jeden Tag gestartet.

Ich habe sehr viel Besuch bekommen von meinen Freundinnen, Kolleginnen und Familie, das hat unglaublich gut getan. Jeder hatte hier noch einen Tipp oder dort etwas gehört und ich habe nach jedem Grashalm gegriffen. Habe damals sogar mein schnurloses Telefon gegen eines mit Schnur getauscht, weil ich davon gelesen hatte, dass auch Strahlenbelastung Einfluss auf den Rücken hat. Ebenso habe ich mir ein Handy mit niedrigem SAR-Wert zugelegt und darauf geachtet mich basisch zu ernähren, denn auch die Übersäuerung im Körper habe Einfluss auf die Bandscheiben.
Die Tage vergingen und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Nachts konnte ich nur noch schlafen, indem ich mir einen kleinen "Hügel" gebaut hatte, auf dem ich mich mit dem Bauch legte. Nur so war es möglich zumindest mal eine Stunde am Stück zu schlafen. Nach einer Stunde bin ich dann schweißgebadet vor Schmerzen aufgewacht. Ich nahm am Tag in der schlimmsten Phase ca. 15 Schmerztabletten im oben genannten Mix. Jeden Tag gab es entweder Physio-Therapie, Massage, manuelle Therapie oder ich habe irgendeinen neuen Arzt besucht um diverse Punkte abzuklären wie: In wie weit ist mein Nerv bereits beeinträchtigt ? Wie sehr ist meine Muskulatur bereits geschwächt?
Dazu war ich bei einer Neurologin, die die Leitfähigkeit meines gequetschten Nerven gemessen hatte und mir sagte, dass hier noch keine Not bestehe. Ebenso war meine Muskulatur noch in einem ganz akzeptablen Zustand. Trotzdem gab sie mir eine OP-Indikation auf Grund der extremen Schmerzen.

Mir war allerdings nur wichtig, dass ich noch "Zeit" hatte. Ich habe gelesen, dass ein Bandscheibenvorfall in der Regel zwischen 30 und 60 Tagen braucht, um sich zu regenerieren. Der Körper verfügt über Selbstheilungskräfte, die die ausgetretene Flüssigkeit dazu bringt quasi "zu verwelken" und damit der Druck sich auf den Nerv löst. Irgendwie habe ich daran geglaubt und weiterhin versucht mit konservativen Behandlungsmethoden dagegen anzugehen.
Trotzdem habe ich bei meinem nächsten Besuch bei Dr. Mose einen OP-Termin vereinbart, da er recht "voll" ist und ich nicht riskieren wollte, allzu lange nach einem Entschluss für eine OP warten zu müssen.

Ich bekam noch Akupunktur verschrieben und bin mit diesem neuen Hoffnungsschimmer an eine Schmerztherapeutin geraten - auch dieser Ärztin habe ich viel zu verdanken. Sie hat sich seeeeeeeehr lange Zeit genommen, sich meine komplette Geschichte angehört und hatte nach 2 Stunden Gespräch folgenden Plan: Akkupunktur soll ich vergessen ! Erst mal muss ich wieder schlafen können; sie verschrieb mir ein Anti-Depressivum, welches meinen Körper zur Ruhe kommen lassen soll. War zwar ein komisches Gefühl, aber sie gab mir ganz genaue Anweisungen, wie ich es einzunehmen habe um eine Sucht zu vermeiden. Des weiteren riet sie mir zu einer sogenannten "epiduralen Sakralanästhesie": die Injektion eines Narkosemittels und Cortison in die Öffnung des Wirbelkanals im Kreuzbein. Alles klar, bin ich sofort dabei ! Mein Vertrauen in sie und der Wille alles Konservative auszuprobieren trieb mich weiter voran. Die erste Behandlung bekam ich am 15.11, eine ambulante Geschichte die ca. 2 Stunden dauert (mit ca. 1 Std Überwachung der Herztöne und Körperfunktionen danach). Insgesamt waren 3 Sitzungen angesetzt. Am nächsten Tag konnte ich sage und schreibe 1 Std spazieren - wow! Die nächste Sitzung war am 22.11 und die letzte am 6.12. Da es mir bereits nach der ersten Sitzung besser ging, nach der zweiten noch besser und ich sogar fast schmerzfrei war, habe ich den OP-Termin natürlich wieder abgesagt. Ich war voller Freude und Hoffnung das ganze jetzt vollends ohne OP zu meistern.
Tatsächlich ging es mir nun von einem Tag auf den anderen wieder besser. Ich konnte manchmal mein Glück nicht fassen und habe jeden Abend auf die großen Schmerzen gewartet - aber sie blieben weiter aus.

Ich kann nicht sagen, was mir letztlich geholfen hat! Ich kann rückblickend betrachtet nur sagen, dass ich sehr froh bin mich nicht operiert haben zu lassen. Eine OP ist oft unumgänglich, aber meist wird sie jedoch viel zu früh in Betracht gezogen. Die Geduld und das Leiden haben sich bei mir gelohnt, ich weiß aber aus vielen anderen Erfahrungsberichten, dass dies nicht immer der Fall ist. Daher will ich nicht so tun, als wüsste ich über alles Bescheid. Ich kann nur von meinen ganz persönlichen Erfahrungen berichten und vielleicht kann der ein oder andere daraus ja Kraft schöpfen. Mir hätte eine solch positive Geschichte damals sehr geholfen.
Wer Fragen hat oder auch etwas zu diesem Thema beitragen möchte kann dies gerne über die Kommentare machen.

In diesem Sinne wünsche ich in erster Linie meiner geliebten Mama, dass alles wieder gut wird! Sie hat sich für eine OP entschieden, da der Nerv schon sehr angegriffen war und sich bereits erste Lähmungserscheinungen im Fuß gezeigt haben. Die OP verlief gut und wir sind sehr positiv, dass auch bei ihr alles wieder gut wird.

Heidi